Mein Leben vor der Begegnung mit meinem Seelenpartner
- Laura
- 16. Aug. 2024
- 7 Min. Lesezeit
Ich hatte Pläne für mein Leben. Ich wollte glücklich verheiratet sein, mit meinem Mann ein wunderschönes Haus bauen, natürlich Karriere machen und Kinder in die Welt setzen. So wie wahrscheinlich die meisten Menschen, war ich geprägt davon, dass die Verwirklichung dieser Pläne, mich erfüllen und glücklich machen würden. In mir hatte ich die feste Überzeugung, dass das Fehlen dieser Vorhaben ausschlaggebend dafür ist, wie ich mich fühle und was ich in dieser Gesellschaft wert bin. Ich war Ende 20, alleinerziehend, hatte einen schlecht bezahlten Job und war zu diesem Zeitpunkt meines Lebens auf der verzweifelten Suche nach einem Mann. Besser gesagt nach Mr. Right. Dem Richtigen, ein Mann, der mich aus tiefstem Herzen liebt, der sein Leben mit mit verbringen möchte und bereit ist gemeinsam mit mir meine Pläne in die Tat umzusetzen.
In mir herrschte ein Druck, den ich mir selbst gemacht habe. Das führte auch dazu, dass es wirklich eine verzweifelte Suche nach dem richtigen Mann war. Irgendwo muss er doch zu finden sein und ich habe vieles getan mir den Wunsch nach einem Partner zu erfüllen. Die Verzweiflung wuchs natürlich noch dadurch, dass mir die Zeit davon lief. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass ich es schaffe, bis ich 30 bin, verheiratet zu sein. Und mit Ende 20 bleibt da nicht mehr viel Zeit.
So habe ich mich bei Datingapps angemeldet und versucht auf diesem Wege Männer kennenzulernen. Das war natürlich in gewisser Weise erfolgreich. Ich habe dadurch viele Männer kennengelernt und mich auch mit ihnen verabredet. Aber es war wie verhext, fast so als sollte es einfach nicht sein. Die Männer, die ich wollte, haben mich nach ein paar Dates einfach abgelehnt, indem sie mir nicht mehr geantwortet haben oder Treffen abgesagt haben. All die Männer, die mich attraktiv fanden, mich näher kennenlernen wollten und dies auch eindeutig signalisierten, die fand ich unattraktiv. Das Schlimmste war, dass ich selbst nicht wusste, wie ich da raus kommen soll. Es hat sich im Kreis gedreht und mit ein paar leichten Variationen, die ganze Zeit auf diese Weise wiederholt. Egal bei welchem Mann, es hat sich gefühlt immer genau gleich abgespielt.
Heute weiß ich, dass es ein Muster ist. Ich habe mich von den Männern angezogen gefühlt, die mich abgelehnt haben. Warum das so war, habe ich allerdings erst viel später heraus gefunden. Zu dem Zeitpunkt war ich mir der Ursache dieses Dilemmas nicht bewusst und deshalb gab es auch keine Lösung für mich aus dieser Situation herauszukommen oder sie zu verändern. Mir wurde damit aufgezeigt, dass ich die Wunde der Ablehnung in mir trage und die Lösung bestand für mich darin, die Männer, die mich ablehnten, von mir zu überzeugen, um den alten Schmerz nicht fühlen zu müssen. Auch die tiefsitzende Überzeugung, dass ich nicht liebenswert bin, wollte dadurch widerlegen, indem ich gerade bei diesen Männern Erfolg habe und sie mich als ihre Partnerin wählen.
Ganz anders war es bei den Männer, die mir mit ihrem Verhalten gezeigt haben: Hey, du bist eine schöne Frau. Ich finde dich toll und möchte dich näher kennenlernen. So gerne ich mir genau das tief in meinem Inneren gewünscht habe, es ließ sich nichts daran ändern. Ich wollte die liebevollen, interessierten Männer einfach nicht. Sie haben mich nicht interessiert, ich empfand keine Verliebtheit für sie und hatte dementsprechend auch kein Interesse daran sie näher kennenzulernen.
Es war wie so ein Spiel mit der Herausforderung und absolutes Gefühlschaos war da natürlich vorprogrammiert. Alle Männer, die für mich eine Herausforderung darstellten, genau diese Männer wollte ich. Das konnte aus den verschiedensten Gründen sein. Einfach weil eine Ablehnung spürbar war oder sie am Beginn keine begeisterte Reaktion gezeigt haben und mir damit nicht signalisiert haben, dass ich für sie eine tolle Frau bin. Aber auch widersprüchliches Verhalten und das Gefühl, dass der Mann unerreichbar ist, hat mich wie magisch angezogen.
Es war für mich wie eine Art Selbstaufwertung. Denn mein Ziel war es den Mann, der nicht sofort angebissen hatte, von mir zu überzeugen. Ihm zu zeigen, dass ich es doch wert bin geliebt zu werden. Natürlich auch um mir selbst zu beweisen, dass ich Liebe verdient habe. Das hat nicht wirklich funktioniert und in mir ganz viel Enttäuschung, Selbstabwertung und Frustration hinterlassen.
Um damit besser umgehen zu können war mein erster Schritt den Männern die Schuld dafür zu geben. Da sind dann so Sätze gefallen wie: "Alle Männer sind Arschlöcher, ich treffe immer nur den Falschen und alle Männer sind gleich." Das war vor allem bei den Männern, die mich abgewiesen hatten und bei denen es mir nicht gelungen war, sie von mir zu überzeugen. Die liebevollen und interessierten Männer empfand ich selbst als sehr anhänglich und ich konnte nicht damit umgehen, dass sie mir ganz klar Interesse gezeigt haben. Da waren dann Sätze in mir wie "Boah, der ist so anhänglich, der nervt mich, der ist total abhängig von mir und der lässt mich nicht in Ruhe." Ich gab den Männern die Schuld. Das war für mich der einfachste Weg und ich fühlte es auch so und war davon überzeugt, dass mich keine Schuld trifft und ich nichts dafür kann, dass mir das alles so widerfährt.
Aber es ging darum tiefer zu blicken und bei mir selbst zu schauen. Der Ursache dieses ganzen Dilemmas auf den Grund zu gehen und aus der Opferrolle hinauszutreten und den Kampf um Liebe aufzugeben. Denn ich war diejenige, die ein Muster in sich getragen hat und ich war diejenige, die emotional bedürftig war, gelernt hatte um Liebe kämpfen zu müssen und sich nur liebenswert fühlen konnte, wenn ihr dies im Außen gezeigt wurde. Diese Männer sind in mein Leben getreten, um mir das Alles aufzuzeigen. Doch zu diesem Zeitpunkt konnte ich oder wollte ich das nicht sehen. Ich war nicht bereit tieferzublicken und den Schmerz, der in mir war da sein zu lassen und zu fühlen. Das was dieses Verhalten und dieses Beziehungsmuster ausgelöst hatte, war für mich viel zu schmerzhaft und ich hatte es in mir verdrängt, weil ich es nicht mehr spüren wolte. Deshalb habe ich es anders gemacht und auf einem anderen Wege versucht dieser stetigen Wiederholung endlich zu entkommen.
Irgendwann kam mir dann der Gedanke. Das muss doch etwas mit mir zu tun haben. Das kann doch nicht sein, dass es immer genau gleich abläuft und ich es nicht schaffe in eine Partnerschaft mit einem Mann zu kommen und das niemand bei mir sein will. Dadurch haben sich dann tiefe Überzeugungen gezeigt, die ich all die Jahre über mich selbst gedacht habe, wie ich bin falsch, mit mir stimmt was nicht, niemand will mich oder ich bin nicht liebenswert.
Dann habe ich mir den ersten Beziehungsratgeber gekauft. Ich weiß nicht, ob du weißt, was in Beziehungsratgebern drinsteht, was der Frau darin geraten wird. Eigentlich geht es im Großen und Ganzen darum das eigene Verhalten zu verändern. Das heißt, wenn der Mann sich nicht meldet, schreibe ich ihm keine Nachricht, ich mache mich rar, ich tue viel beschäftigt, als hätte ich keine Zeit. Ich sage sogar Treffen ab, wenn er sich zu spät meldet und spontane Treffen sind überhaupt nicht möglich. In meiner Verzweiflung habe ich natürlich auch das alles ausprobiert. Ich wollte nicht sehen, was hinter dem Ganzen steckt und mich wirklich mit mir selbst auseinandersetzen. Also habe ich versucht das Außen zu verändern oder in diesem Falle mich und meine Verhaltensweisen zu verändern. Es ging darum so zu tun, als wäre ich eine vielbeschäftigte, glückliche, selbstbewusste und unabhängige Frau und als wäre es eine Ehre überhaupt Zeit mit mir verbringen zu dürfen. Ich war dann also auf eine Nachricht wartend zuhause gesessen. Der Mann hat mir geschrieben und ich habe 24 Stunden darauf gewartet, dass ich ihm antworten konnte. Oder ich hatte den Impuls, dem Mann zu sagen, dass das Treffen schön war und ich habe das einfach nicht geschrieben und den Impuls unterdrückt, damit er den ersten Schritt machen kann. So ging das Spielchen und ich muss leider sagen, dass es auch wirklich Wirkung gezeigt hat. Es gab Männer, die darauf angesprungen sind und mir durch diese ganzen Verhaltensstrategien mehr Interesse gezeigt haben.
Etwas was ganz wichtig ist dabei zu beachten und sich bewusst zu machen. Wenn ich all diese Regeln befolge, dann spiele ich Spielchen. Ich verbiege und verdrehe mich, um den Mann zu gefallen, um so zu sein, wie der Mann mich haben will. Ich würde mal sagen, dass es schon eine Kunst ist dem Mann diese Rolle vorzuspielen, obwohl ich im Inneren nicht diese starke, unabhängige Frau bin, die ich da vorgebe zu sein. Was ich damit lediglich bezwecke ist, dass er sich höchstens in die Rolle der unabhängigen, viel beschäftigten Frau verliebt. Doch in mir war der sehnliche Wunsch, dass ich selbst mit all meinen Stärken und Schwächen wahrgenommen, geliebt und wertgeschätzt werde. Endlich wirklich geliebt zu werden, das war es was ich wirklich wollte. Doch mit diesen ganzen Spielchen habe ich nur eines erreicht, ich habe mich selbst verleugnet, bin nicht zu mir gestanden und habe mich und mein Verhalten so angepasst, dass ich einem anderen Menschen gefalle und das Bild von einer Frau erfülle, das wünschenswert ist.
Dieses ganze Theater habe ich veranstaltet, um mir nicht anschauen zu müssen, was in mir ist und was die Ursache dafür ist, dass ich mich so verhalte und es mich innerlich fast zerreißt, wenn der Mann mich ablehnt. Das ist alles nicht einfach und auch für mich war es ein sehr schwieriger Schritt und ein langer Weg bis ich mir eingestehen konnte, dass ich emotional abhängig bin. Ich kann mir selbst nicht zeigen, dass ich eine liebenswerte Frau bin, die es verdient hat geachtet, geliebt und wertgeschätzt zu werden und deshalb bin ich auf der verzweifelten Suche nach einem Gegenpart, der mir das zeigt und der mir das gibt, was ich mir selbst nicht geben kann. Das war eine wichtige Erkenntnis in meinem Leben.
Es ging sogar so weit, dass ich sobald sich der Mann bei mir gemeldet hatte, dass ich glücklich und zufrieden war. Mir ging es dann so richtig gut und ich fühlte mich wie beflügelt. Aber sobald ich von ihm mal keine Nachricht erhalten habe. Dann kamen viele negative Gefühle in mir hoch, sodass du mich vom Boden aufheben konntest. Ich war dann zutiefst verletzt, fühlte mich ungeliebt, abgelehnt und wertlos.
Das Spielchen spielen hatte auch damit einen Zusammenhang. Ich habe das gemacht, weil ich diese Gefühle nicht spüren wollte. Alles was in mir war, all die Verletztheit, die Selbstablehnung, und das Gefühl nicht geliebt zu werden, kam in diesen Momenten an die Oberfläche. Doch ich war einfach noch nicht bereit, dieses unerträgliche Ausmaß an Gefühlen da sein zu lassen und sie zu spüren. So habe ich mich versucht davor zu bewahren, indem ich alles dafür getan habe, den Mann von mir zu überzeugen, damit er bei mir ist und ich von ihm gezeigt bekomme, dass er sich für mich interessiert und mich wertschätzt.
Diese Phase meines Lebens war für mich selbst nur schwer zu ertragen. Ich hatte diesen sehnlichen Wunsch nach einer liebevollen und glücklichen Partnerschaft. Aber die Erfüllung dessen schien für mich in weiter Ferne. So als wäre es mir nicht vergönnt, das in meinem Leben haben zu dürfen. Die Verzweiflung stieg natürlich ins Unermessliche und ich sah nur einen Ausweg oder eine Lösung, die diese Situation in der ich mich befand, ändern könnte. Das war der richtige Mann, der der mich wahrhaftig und bedingungslos liebt und mich akzeptiert und annimmt genauso wie ich bin.
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